Gedenken 2011: 2. August 1944
Vom 2. auf den 3. August 1944 wurden alle damals noch verbleibenden Sinti und Roma in Auschwitz-Birkenau ermordet, 2900 Menschen. In Erinnerung daran wird in Auschwitz-Birkenau und vielen anderen Orten jeweils am 2. August 2011 des Völkermords an den Sinti und Roma gedacht.
Hier folgt die Pressemitteilung des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.
PRESSEMITTEILUNG
Internationaler Gedenktag der Sinti und Roma in Auschwitz
67. Jahrestag der Vernichtungsaktion durch die SS
am 2. August 1944
Zentralrat warnt vor Rechtsruck in Europa
Eine Delegation von 70 Personen unter ihnen viele KZ-Überlebende nimmt an der Veranstaltung zum Gedenken an den Völkermord an den Sinti und Roma in Auschwitz teil. Der Gedenkakt steht unter der Schirmherrschaft des Staatspräsidenten von Polen, Bronislaw Komorowski. Der deutsche Botschafter Rüdiger Freiherr von Fritsch und weitere Vertreter des Diplomatischen Corps nehmen an der Gedenkkundgebung teil.
Die offizielle Gedenkfeier beginnt am 02. August 2011 um 11.00 Uhr im Abschnitt B II e in Auschwitz-Birkenau, dem sogenannten Zigeunerlager.
Aufgrund von Himmlers Auschwitz-Erlass vom 16. Dezember 1942 deportierte die SS 23000 Sinti und Roma familienweise aus elf Ländern Europas in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Am 2. August 1944 ermordete die SS in den Gaskammern von Auschwitz die letzten 2900 Sinti und Roma Kinder, ihre Mütter und Alte. Unmittelbar zuvor selektierten die SS-Ärzte noch 3000 Sinti und Roma als arbeitsfähig und man verschleppte sie als Sklavenarbeiter in andere Konzentrationslager. Im besetzten Europa wurden 500.000 Roma und Sinti Opfer des Holocaust.
In seiner Ansprache in Auschwitz warnte der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, vor einem Rechtsruck in Europa. 66 Jahre nach dem Ende der national-sozialistischen Schreckensherrschaft gewönnen nationalistische Kräfte, die Minderheiten gezielt als Sündenböcke benutzen, immer mehr an Boden. Das Aufmarschieren rechtsgerichteter paramilitärischer Organisationen in Romadörfern oder -vierteln stelle Rechtstaatlichkeit und staatliches Gewaltmonopol gleichermaßen in Frage und das mitten in Europa, so Rose. Rose gedachte in seiner Ansprache in Auschwitz auch der Opfer der schrecklichen Anschläge in Norwegen.
Hermann Höllenreiner, der als neunjähriger mit seiner Familie nach Auschwitz verschleppt und Opfer von Mengeles menschenverachtenden Versuchen wurde, sprach auf der Gedenkveranstaltung über seine Erlebnisse in Auschwitz. In einem Appell an die Bundesregierung und den Berliner Senat rief er die Verantwortlichen auf, das Denkmal in Berlin für die Opfer des Völkermordes an den Sinti und Roma endlich fertig zu stellen.
Die Reise der Holocaust-Überlebenden aus Deutschland nach Auschwitz wird auch in diesem Jahr dankenswerterweise von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft unterstützt. Darüber hinaus fördern das Bündnis für Demokratie und Toleranz und das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma die Teilnahme von 30 Jugendlichen aus der Minderheits- und Mehrheitsbevölkerung an dem Gedenkakt.